Sünde

Die Thematik von Gut und Böse erachte ich grundsätzlich als Unsinn, ebenso wie die Frage nach der Wahrheit.

Ich wüßte nicht, was an sich gut und was böse wäre.
Ich wüßte auch nicht, was an sich wahr wäre.

Bislang allerdings sind Werte - und die haben in gewisser Weise immer mit Gut und Böse zu tun - für die Menschen durchaus hilfreich, wenn es darum geht, dem eigenen Leben "einen Sinn zu geben".
Denn Sinn hilft den Menschen, ihr Leben auszurichten und eine Richtung zu geben.
Sinn gibt Motivation zur Handlung, gibt Hoffnung, spendet Trost, fördert Freude und Heiterkeit.
Ein sinnloses Leben ist es für die Menschen bislang meistens nicht wert, gelebt zu werden.

Wohin es in meinem Leben geht, weiß ich nicht.
Wohin es nicht gehen sollte, dazu habe ich eine Meinung:

Wenn ich weiß, was jetzt für mich zu tun ist;
wenn ich spüre, was für mich zu tun ist;
wenn meine Zellen in eine klare Richtung streben;
wenn ich eine klare Meinung zu einer Thematik habe,
über die ich nicht nachdenken muß und die völlig ruhig in mir verweilt

und dem nicht folge, weil es

der unbequeme Weg sein könnte,
von Nachteil für mich sein könnte,
mir nicht in meine Lebensplanung passt,

dann vergehe ich mich an mir selbst,
an meinem Organismus,
an meinen Zellen,
an meinem Wesen.

Das nenne ich Sünde.

Folge ich aber meinen "inneren Antrieben" und glaube hernach, dass ich "richtig gehandelt habe" und deshalb "im Recht bin", dann entwickle ich mich gerade zu einem Inquisitor.
Denn das "gute Gewissen" ist das sanfte Ruhekissen des Henkers, der sich darauf beruft, Gerechtigkeit verübt zu haben.